2021

öffentlich zugänglich

Bauhausplatz im Domagkpark

Platzgestaltung mit Brunnenkunstwerk

Fotos: Florian Huth

Text: Bernhart Schwenk

Umsonst und Draußen

Sitzbänke im öffentlichen Stadtraum sind Zeichen. Sie markieren Zonen der Begegnung, laden in einer Umgebung, die sonst von vielfältiger Bewegung geprägt ist, zum Verweilen und zum Austausch ein. Und sie lassen dies ganz ohne jeden Konsum- oder Handlungszwang (oder vor dem Hintergrund anderer Interessen) zu. Gleichzeitig geben solche Bänke Aufschluss darüber, wie sich eine Gesellschaft selbst sieht. Denn das Vorhandensein oder auch Fehlen von Straßenmöbeln, ihre ästhetische Gestaltung und Positionierung machen – ebenso wie die Art und Intensität ihrer Benutzung – politische und soziale Zusammenhänge sichtbar. In Reih und Glied platziert, gebieten sie ein regelhaftes Verhalten, spiegeln eine allgemeine (oder anzuerkennende) Ordnung wider. Und nicht selten säumen sie in respektvollen Abständen Wege, umstellen ein Wasserbecken oder ein Denkmal.

Was aber wäre, wenn sich die artigen Bänke selbstbewusst zusammentäten und unerwartet übereinanderstapeln würden, um ungeplant eine eigene Skulptur zu bilden? Genau einen solchen Akt anarchischer Selbstermächtigung könnte das acht Meter hohe Gebilde verkörpern, das sich auf dem Bauhausplatz auftürmt – entgegen allen strengen Maximen, die sich die Bauhaus-Moderne auferlegte.

Als Monument für eine couragierte Eigenverantwortung und als humorvolle Metapher für das demokratisch-vielfältige Miteinander bildet die selbstbewusste Skulptur das Zentrum einer großzügig gestalteten Platzanlage. Von feinen Wasservorhängen umspült, die auch den Boden benetzen, trägt das Kunstwerk ebenso zur Aufenthaltsqualität auf dem Bauhaus-Platz bei wie die Bäume und die zahlreichen, locker platzierten Bänke, auf denen man tatsächlich sitzen kann – bei indirekter Beleuchtung übrigens auch nachts. Bernhart Schwenk

Beim Bauhausplatz handelt es sich um ein „Gesamtkunstwerk“, dem ein Wettbewerb mit Teams aus Künstler:innen und Landschaftsarchitekt:innen voraus ging.

Umsonst und Draußen