Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus

Olaf Metzel

2004

öffentlich zugänglich

U-Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum, Eingang Hanauer/ Pelkovenstraße, 80992 München

3 übereinander verlaufende Autobahnleitplanken, die 4 Stützpfeiler verbinden, im Zwischengeschoss, Länge 28 m, Höhe 1,05 m

Fotos: Hermann Reichenwallner

Text: Ulrich Wilmes

Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus
Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus
Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus

Gewöhnliche Leitplanken, wie wir sie von unseren Straßen und Autobahnen kennen, sind Material und zugleich Thema, das Olaf Metzel bislang in drei Variationen interpretiert hat. Die beiden vorangegangenen entstanden jeweils im Kontext einer Ausstellung: zuerst in München im Kunstbau des Lenbachhauses mit dem Titel Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus, danach in Köln im Museum für angewandte Kunst mit dem Titel „Gleich geht’s weiter“.

In beiden Installationen fasste Metzel die Stützpfeiler der vorgefundenen Architektur mit zwei übereinander verlaufenden Leitplankenschleifen ein. Sie bildeten sozusagen einen geschlossenen Kreislauf und kehrten damit ihre eigentliche Funktion einer äußeren Begrenzung um. Metzel adaptierte das Motiv der umlaufenden Leitplanken in Bezug auf die unterschiedlichen räumlichen und inhaltlichen Zusammenhänge, die von den jeweiligen Ausstellungen formuliert wurden. Dabei stellt der Kunstbau, der sich bekanntlich über einer U-Bahn-Station befindet, eine unmittelbare Beziehung zum aktuellen Projekt als permanente Installation in der Station Olympia-Einkaufszentrum her.

Das Zwischengeschoss des dortigen Bahnhofs ist zentrale Schalterhalle und Verteilerebene, über die die Fahrgäste die Bahnsteige erreichen. Vier Rundpfeiler bilden den baulichen Akzent der Halle, die Metzel als „Basis“ seiner Skulptur instrumentalisiert. Drei übereinander platzierte Bänder aus Leitplanken umlaufen auf einer Länge von 30 m in ca. 3 m Höhe die Pfeiler. Die „verkehrte“ Anbringung schafft nicht nur ein Irritationsmoment für in die Station hinabgehenden Fahrgäste, sondern bewirkt, dass die Installation von den Bahnsteigen aus zu sehen ist. Gleichzeitig erscheint sie wie ein Querriegel zum Bewegungsstrom der Passanten. Durch die seitlichen Überstände gegenüber den äußeren Pfeilern wird zusammen mit der hohen Montage der Eindruck einer „schwebenden Leichtigkeit“ erweckt, ganz als ob die dreilagigen Leitplanke vertikal verschiebbar seien.

Diese hybride Auffassung und Verwendung alltäglicher Gegenstände erfolgt bei Metzel jenseits einer bloßen anschaulichen Ästhetisierung, sondern ist ein elementares Prinzip seines bildnerischen Denkens. Dabei verbinden sich Materialeigenschaften, Funktion und die daraus abgeleitete Bedeutung mit der Vorstellung und Umsetzung eines dialektischen Werk-Bergiffs, der autonome Gestalt und Wirklichkeitsbezug verknüpft.

Die sinnbildliche Wirkkraft von „Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus“ resultiert – wie schon in den früheren Variationen des Themas – aus der Verkehrung eines beinahe omnipräsenten Gegenstandes, die auf ironische Weise die emotionale Verbundenheit unserer Gesellschaft mit dem Mobilitäts- und Geschwindigkeitsfetisch Automobil kommentiert. Metzels Absicht, „auch den Wechsel von der Straße auf die Schiene (zu) pointieren“ wird damit in der für ihn charakteristischen Vieldeutigkeit übertragen.

Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus
Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus
Erst rechts, dann links, dann immer geradeaus