Quartiersplatz Theresienhöhe (Bahndeckel)
Rosemarie Trockel, Catherine Venart, Topotek1
2010
öffentlich zugänglich
Max-Hirschberg-Weg, 80339 München
Landschaftsskulptur aus bis zu drei Meter hohen Rasenhügeln und einer bespielbaren „Dünenlandschaft“ mit Klettergräten und Trampolinen, eingerahmt von einem orangenen Betonsockel sowie einer Aufenthaltsfläche, die mit dunklem Basaltsplitt belegt ist.
Architektur: Catherine Venart
Landschaftsarchitektur: Topotek1
Fotos: Wilfried Petzi
Erstmals wurde in München vom Baureferat ein Platz realisiert, bei dem bereits in der Wettbewerbsphase Künstler und Landschaftsarchitekten kooperierten. Rosemarie Trockel (Künstlerin, Köln) entwickelte mit Catherine Venart (Archi-tektin, Halifax) und Topotek1 (Landschaftsarchitekten, Berlin) die Idee einer bespielbaren Landschaftsskulptur auf dem Quartiersplatz Theresienhöhe, der seit dem 12. Juni für die Öffentlichkeit freigegeben ist.
Der Platz entstand auf einer 300 Meter langen und 50 Meter breiten Betonplatte über der Bahnlinie München-Rosenheim und einem Teil der ehemaligen Messetiefgarage. Der Quartiersplatz ist Bestandteil der Kunstprojekte „1a Orte“ auf der Theresienhöhe, einem Projekt von QUIVID, dem Kunst-am-Bau-Programm der Stadt München.
Im Rahmen eines internationalen Kunstwettbewerbs, bei dem Künstler und Landschaftsarchitekten gleichberechtigt kooperierten, wurden Ende des Jahres 2001 dreizehn Teams eingeladen. Den ersten Preis gewann am 13. April 2002 das Team Rosemarie Trockel mit Catherine Venart und Topotek1.
Vor Beginn der Realisierung der Oberfläche musste das Baureferat die Anfang der 80er Jahre gebaute Stahlbetondecke über der Bahnlinie in einem ersten vorbereitenden Bauabschnitt ab April 2008 sanieren. Die Betonplatte ist nur begrenzt belastbar, eine Bepflanzung mit viel Erde und großen Bäumen war von vornherein ausgeschlossen. Bei der Ausformung der modellierten Landschaft wurden daher vorwiegend Leichtbaustoffe verwendet.
Die Freizeitfläche auf dem Bahndeckel gliedert sich in drei Teile: eine Spiel- und Liegewiese mit bis zu drei Meter hohen Rasenhügeln, eine bespielbare „Dünenlandschaft“ – beides eingerahmt von einem fünfzig Zentimeter hohen, orange lackierten Betonsockel – sowie eine diese „Landschaftsskulptur“ umgebende Bewegungs- und Aufenthaltsfläche, die mit dunklem Basaltsplitt asphaltiert ist.
Im westlichen Teil der „Landschaftsskulptur“ ist die Idee der Dünenlandschaft deutlich sichtbar und erlebbar. Es wurde eine multifunktionale, kunststoffbeschichtete Wellenlandschaft mit rieselbefüllten Mulden realisiert. Den Sand symbolisiert in der Sonne glitzernder sandfarbener Quarzkies. An der Südseite wurden drei Stelen installiert, die „Gischt“ versprühen. In den Dünen verankert sind fünf Trampoline. Zwei riesige Seilspielgeräte bilden in diesem Bereich die Hauptattraktion. Zwischen beigen Stahlrohrrahmen sind Netze gespannt, Hängematten, Rutschen und Pendelsitze.
Mit der „Dünenlandschaft“ korrespondieren an der Nordseite 19 fast fünf Meter hohe Waldkiefern in großen Pflanzkübeln. Lediglich an der südöstlichen Kante des Bahndeckels, wo sich nicht unterbaute Flächen befinden, konnten 28 große Säulenpappeln gepflanzt werden. Lange Sitzbänke laden dort zum Verweilen ein. Entlang der gesamten Nordkante entstand eine Art intensive Dachbegrünung. Eineinhalb bis drei Meter breit und gut 300 Meter lang sind die Hochbeete, in denen rund 8.500 Blumenzwiebeln und 2.000 Gräser gepflanzt wurden. Hainbuchenhecken bilden den Abschluss zur Wohnbebauung und den dazugehörigen Außenanlagen.
Von den grünen Hügeln im Süden hat man einen guten Ausblick über den gesamten Quartiersplatz. Der Unterbau der Rasenhügel ist mit Geoblöcken aus Styropor modelliert, die leicht, aber dennoch druckfest sind. Auf der ansteigenden Fläche sind Naturrasenstücke aufgelegt, die von Kunstrasen gesäumt sind. Sie eignen sich als Liegewiesen und Lagerplätze. Ein Raster aus Markierungsnägeln – so wie sie im Straßenbau üblich sind – strukturiert die Fläche am Fuß der Hügel. Bei gutem Wetter kann man von dieser „Voralpenlandschaft“ sogar direkt bis zu den richtigen Bergen sehen, die in der Gleisachse im Süden liegen.
An drei Stellen wird der Quartiersplatz in Nord-Südrichtung durch Fußwege gequert, an der Johannes-Timm-Straße, an der Fritz-Endres-Straße und am westlichen Ende am Max-Hirschberg-Weg, wo zudem ein Radweg durchführt.