verkehrtherum
Cornelia Büschbell
2022
auf Anfrage zugänglich
Haus für Kinder Martha-Näbauer-Platz 14, 80997 München
Fotografie hinterleuchtet, acht Tondi in zwei Stockwerken: Sechs Tondi jeweils ⌀ 90 cm, zwei Tondi jeweils ⌀ 100 cm
Architektur: K+P Architekten und Stadtplaner GmbH, macro Architekten, München
Landschaftsarchitektur: CHIMMO Landschaftsarchitektur im Alpenraum, Rosenheim
Fotos: Peter Schinzler
Text: Roberta De Righi
Wer hat sein Laufrad im Gras liegengelassen? Wer hat seinen Teddy-Bären verloren? Wer hat sein Elfenkostüm ausgezogen? Und warum befindet sich das alles an der Decke?
Im Haus für Kinder Martha-Näbauer-Platz hat die Münchner Künstlerin Cornelia Büschbell acht kreisrund ausgeschnittene Fotografien von Kinderspielzeug an der Decke angebracht. „Verkehrtherum“ ist der Titel ihres Kunstwerks am Bau, weil sie darin die Welt teilweise auf den Kopf stellt.
„Tondo“ wird ein rundes Bild genannt. Die Foto-Arbeit besteht aus jeweils vier Tondi pro Etage. Sie zieren die Decke des Foyers im Erdgeschoss und des zentralen Vorraums im Obergeschoss. Die Aufnahmen wurden auf Gewebe gedruckt und als mit LED-Lampen hinterleuchtete, runde Leuchtkästen in die Decke eingelassen. Das sorgt etwa im Erdgeschoss dafür, dass das Grün der Wiese, in der das Spielzeug liegt, besonders saftig aussieht. Im Obergeschoss prägt hingegen strahlendes Himmelblau die Atmosphäre. Die Künstlerin verwendet hier ein weiteres Motiv mit langer Tradition: Denn eine Rundöffnung, die den Blick nach oben freigibt und den Bezug zum Himmel herstellt, ist seit der Antike ein wichtiges Element in der Architektur.
Viele Künstler bezogen sich seither auf die Antike. Zugleich wurde auch die Kunst der Augen-Täuschung perfektioniert, darum waren in Renaissance und Barock gemalte Rundöffnungen ein beliebtes Motiv. Cornelia Büschbell wiederum hat sich für ihre Arbeit „verkehrtherum“ von Andrea Mantegnas „Camera degli Sposi“, der Brautkammer im Herzogspalast von Mantua, inspirieren lassen. Sie setzt die „Wow-Effekte“ der Deckenmalerei mithilfe aktueller Technik in die Gegenwart fort.
Auch hier öffnet sich der Raum scheinbar zum Himmel. Und aus jedem der runden Fenster-Attrappen schauen Kinder herab. Sie gucken interessiert zu uns herunter – als ob sie seltene Käfer und Schmetterlinge beobachten würden. Über ihnen ziehen die Wolken. Ihre Blicke sind eine Einladung zum Perspektivwechsel – und Anregung zur Neugier auf eine Welt jenseits des Offensichtlichen.
Kontext
Das mehrteilige Kunstwerk der Künstlerin Cornelia Büschbell entstand für den Neubau des Hauses für Kinder Martha-Näbauer-Platz 14 in der Gerberau in Allach-Untermenzing. Es handelt sich dabei um ein Kunst-am-Bau-Projekt der Ausbauoffensive Kindertageseinrichtungen. Das Gebäude besteht aus fünf Gruppen mit zwei Krippen-, zwei Kindergarten- und einer Hortgruppe, zwei Multifunktionsräumen, einem Mehrzweckraum, einem Werkraum, sowie Personal- und Nebenräume und einer Küche.