Twirl
Barbara Bloom
2005
öffentlich zugänglich
Café Ludwig im Petuelpark, Barlachstraße Ecke Klopstockstraße, 80804 München
Teil des Kunstprojektes Petuelpark
Video mit tanzenden Frauen, das auf mehreren Monitoren mit farbigen Bilderrahmen läuft.
Architektur: Uwe Kiessler
Fotos: Wilfried Petzi
Text: Florian Matzner
„In Wim Wenders’ Film „Der Stand der Dinge“ sehen wir Ausschnitte aus einem Science-Fiction-Film, der in Portugal vor Ort gedreht wird. Der Regisseur erfährt, dass der Produzent und die Geldgeber, nachdem sie die jüngsten Tagesmuster gesehen haben, die Finanzierung einstellen. In seiner Erbitterung fragt sich der Regisseur rhetorisch: ‚Warum beklagen sie sich ständig und nörgeln an der Story herum? Was suchen sie dauernd nach einer Story? Genügt es denn nicht, die Personen, die Charaktere zu haben und den Raum zwischen ihnen?“
Mit diesen Worten vergleicht die amerikanische Künstlerin Barbara Bloom das Verhältnis von Bild und Raum, Person und Sprache und kommt zu dem Ergebnis: „Der Raum liegt zwischen den Zeilen“. In ihrem Beitrag für das Café im Petuelpark hat sie bewusst einen unprätentiösen Bereich ausgewählt, das zentrale Treppenhaus, das die drei Stockwerke miteinander verbindet. Insgesamt zwanzig kleine Flachbildschirme sind mauerbündig in die Wand eingelassen und wirken auf den ersten Blick wie zufällig verteilte und gehängte Bilder: Gezeigt wird ein Video, das in Aufsicht die Tanzbewegungen einer Frauenfigur dokumentiert. Auch wenn es sich um das gleiche Video handelt, das auf allen Monitoren gezeigt wird, so laufen diese doch zeitversetzt ab, so dass die Betrachter:innen gleichzeitig mehrere Episoden desselben Twirl – Wirbels – der Tänzerin sehen können. Darüber hinaus hat die Künstlerin die Bilderrahmen oder Passpartouts der einzelnen Monitore mit unterschiedlichen Farbtönen aus der Palette von Gelb und Grün bis Lila und Rot unterlegt.
Aus dem beiläufig präsentierten Raumbild wird so ein Bildraum, der darüber hinaus noch einmal zeitlich gestaffelt ist – ein ebenso spielerischer wie konzeptueller Beitrag über das Verhältnis der vier Dimensionen zueinander. Mit zurückhaltender Leichtigkeit wird so die statisch-strenge Architektur in ein schwingendes Raumgefüge verwandelt, das mühsame Treppensteigen zu einer anmutenden Bewegung – denn, so Barbara Bloom: „Der Raum liegt eben zwischen den Zeilen.“