Tierisches Vergnügen
Dorothee Golz
2020
öffentlich zugänglich
Nanette-Bald-Straße 17, 81245 München
Dunkelgrauer Beton
Relieffiguren in Realgröße, Außenwand Eingangsbereich zum Garten: Mädchen mit Katze, Hände mit fliegender Taube; Außenwand Gartenseite: Hund mit Ball, Meerschweinchen, Junge mit Ziege, 6 fliegende Vögel
Architektur: adp architekten und stadtplaner, burian pfeiffer sandner PartGmbB, München
Landschaftsarchitektur: lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner GmbH, München
Fotos: Boris Storz
Text: Roberta de Righi
Dieses Kätzchen sieht erstaunlich menschlich aus: Wie es sich an den Oberkörper eines Mädchens mit Kapuze schmiegt, die Pfote auf ihre Brust legt und den Betrachter anschaut. Das Halbrelief aus Betonguss, das Dorothee Golz für das Haus für Kinder an der Nanette-Bald-Straße schuf, ist Teil einer mehrteiligen Wandarbeit mit dem Titel „Tierisches Vergnügen“.
Die Künstlerin entwarf diese – zunächst als Keramikplastiken – für den Gegenentwurf zu einer Wirklichkeit, in der schon Kindergartenkinder mehr mit virtuellen Wesen als mit echten Tieren vertraut sind. Bezugnehmend auf die Jahrhunderte alte Tradition, in der an Kirchen und anderen öffentlichen Bauten durch Bauplastik Bildgeschichten erzählt werden, gestaltete Golz für die Sichtbetonwände des eingeschossigen Traktes zur Straße Mensch- und Tierfiguren im Halbrelief. Links beginnend sieht man einen Hund, der sich nach einem Ball reckt, ein neugieriges Meerschweinchen, einen Jungen mit Zicklein im Arm sowie darüber sechs Vögel im Flug. Die Wand ums Eck dominiert das Mädchen mit Katze. Darüber erscheinen zwei Hände aus dem Nichts, denen ein Vogel davonfliegt.
Was hier ins Auge fällt, ist die überzeitliche Innigkeit zwischen Mensch und Tier. Das Bildwerk fängt ein besonderes Moment ein: die Nähe zur Natur, wie sie bei kleinen Kindern noch intuitiv ist. Die Motive sind lebensgroß und nur leicht stilisiert. Für Golz war es wesentlich, dass sich kindliche Betrachter*innen mit den Gestalten und ihren Gesten identifizieren können. Zugleich erinnert etwa das Mädchen (wegen der Kapuze und ihres sanft-entrückten Gesichtsausdrucks) an ein Madonnen-Medaillon der italienischen Renaissance – nur dass die junge Frau hier das Kätzchen wiegt.
Im Arrangement der Hände mit dem Vogel denkt man wiederum an eine Friedenstaube. Dabei ist „Tierisches Vergnügen“ keine Nachahmung, sondern eine behutsame Neuinterpretation. So formte Dorothee Golz ein zeitgemäßes figuratives Kunstwerk, das in einer feinsinnigen Bildsprache zum Schauen, Anfassen und Begreifen anregt.
Roberta De Righi