spielmitmir

Tom Früchtl

2008

auf Anfrage zugänglich

Kooperationseinrichtung Großhadernerstraße 34, 81375 München

Spielfeldmarkierung, Farbe auf Linoleum

spielmitmir

Schon das kleinste Kind ist vor allem ein „homo ludens“, ein Mensch, der sich und seine Fähigkeiten im Spiel entwickelt, und dem angemessen erscheint die ganze Kooperationseinrichtung als Teil eines solchen. Tom Früchtls Bodenarbeit im zentralen Flurbereich erweckt den Eindruck, das ganze Gebäude sei im spielerischen Eifer unordentlich (nämlich 14° zu diesem verdreht) auf ein gigantisches Brettspielbrett gesetzt, von dem nun ein Ausschnitt zu sehen ist. Dabei fungieren die schwarz eingefassten und durch dicke schwarze Linien verbundenen Kreise und Rechtecke, in kräftigen Farben und Kontrasten auf gelbem Grund, auch als eine Art Farbleitsystem für das Gebäude, haben also eine funktionale, orientierende Dimension, die mit schöner Beiläufigkeit in die ästhetische eingebettet ist. Diese wiederum ist selbst schon doppelt codiert: denn Früchtls Bodenornament erinnert zwar vordergründig an bekannte Brettspiele wie „Mensch ärgere Dich nicht“ und „Fang den Hut“ (gleicht jedoch keinem davon und hat auch keine tatsächliche „Spielstruktur“), verweist allerdings bei näherer Betrachtung auch auf malerische Traditionen modernistischer Avantgarden des 20. Jahrhunderts. Wie häufig in seinen Arbeiten spielt Tom Früchtl ein kluges Spiel mit „Schein und Schein“, mit Oberflächen, die gleichzeitig ganz sie selbst und mindestens eine Interpretation von sich sind. Einkalkuliert ist dabei, dass die Kinder dem Boden im täglichen, freien Bespielen ohnehin beständig weitere Wahrnehmungs- und Nutzungsdimensionen einschreiben werden.

Peter T. Lenhart

spielmitmir