Skulptur für die Grundschule Agilolfingerplatz
Bernhard Härtter
2003
öffentlich zugänglich
Agilolfingerplatz 1, 81543 München
Bronzeskulptur, ca. 13 x 6440 cm
Fotos: Bernhard Härtter
Text: Martina Fuchs
Ein imposantes Gebäude ist die Grundschule am Agilolfingerplatz: Hoch aufragend und mit steilem Satteldach, Giebeln und säulenbestückten Eingängen versehen, vermittelt sie ein Bild respekteinflößender Autorität. Umso mehr verblüfft, was man auf der niedrigen Mauer vor dem Schulgebäude entdeckt: Denn dort, wo man passend zur mächtigen Architektur der Schule hohe Eisengitter mit scharfen Spitzen erwarten würde, hat Bernhard Härtter, der mit seinen überraschenden Konzepten für ortsbezogene Arbeiten immer wieder für Aufmerksamkeit sorgt, nun eine fast 70 Meter lange, nur etwa 13 Zentimeter hohe Bronzeskulptur installiert, die sich als Mini-Geländer frech gegen die hehre Autorität des hohen Schulgebäudes behauptet.
Frech nicht nur deshalb, weil dieses so absichtsvoll niedrige Geländer seine Funktion als Begrenzung zwischen dem Schulgelände und dem Agilolfingerplatz gar nicht weiter ernst nimmt, frech auch deshalb, weil die geringe Höhe des Geländers das architektonische Hochformat der Schule in ein flaches Querformat ummünzt und damit der Aura des Autoritären, wie sie das Schulgebäude vermittelt, gewissermaßen ein Bein stellt. Doch nicht nur die Autorität des Schulgebäudes muss in Härtters Installation Federn lassen. Dasselbe Schicksal widerfährt hier dem Material Bronze, das traditionell mit Vorstellungen von Monumentalität und Ewigkeitsanspruch behaftet ist.
Diesen Materialcharakter unterläuft Härtter, indem er seine Skulptur ursprünglich aus Knetgummi formte, in das er allerlei Kinderspielzeug und Krimskrams wie etwa Schrauben oder Muscheln integrierte und anschließend in Bronze gießen ließ. Statt Monumentalität oder gar Ewigkeitsanspruch vermittelt die Skulptur damit das genaue Gegenteil, spricht also vom Weichen und Wandelbaren, vom Spielerischen und Vergänglichen. Ob man der Skulptur damit eine Vorbildfunktion für manch starre Struktur in unserem Schulwesen einräumen darf, bleibt freilich jedem Betrachter selbst überlassen …