Sendlinger Blumen
Martin Wöhrl
2021
öffentlich zugänglich
Haus für Kinder Wackersberger Straße 71, 81371 München
Sechs florale Motive, Wandputz in Sgraffito-Technik
5 x 13 m und 5 x 6 m
Architektur: AG Neumeister & Paringer Architekten PartG mbB und Nadler Sperk Reif PartG mbB, Landshut
Landschaftsarchitektur: grünfabrik Landschaftsarchitekten Reingruber, Bücking, Kirchdorf
Fotos: Florian Holzherr
Text: Cornelia Gockel
Ein herzliches Willkommen verheißt der Eingangsbereich des Hauses für Kinder am Kidlerplatz, denn der Künstler Martin Wöhrl hat die erdig braunen Wände zum Erblühen gebracht. Vom Boden hinauf recken sich schlanke Stängel, die rundlich kompakte Knospen und weit geöffnete Blütenkelche tragen. Die vielfältigen Formen sind geometrisch vereinfacht dargestellt und erinnern sowohl an die Ästhetik des Bauhauses als auch an die Bemalung von alten Bauernschränken. Wöhrl hat seinen Entwurf als Sgraffito ausführen lassen, einer historischen Putztechnik, die schon in der italienischen Renaissance zum Einsatz kam. Dabei werden mehrere farbige Putzschichten auf das Mauerwerk aufgetragen, in die dann mit Kratzeisen die künstlerischen Motive geritzt werden, sodass ein plastisches Relief entsteht.
Wöhrl hat sich in seiner künstlerischen Praxis schon häufiger mit traditionellen handwerklichen Techniken beschäftigt und sie in die Gegenwart überführt. Mit seiner künstlerischen Gestaltung des Eingangsbereichs hat er nicht nur den Dialog mit der Architektur und der Farbgebung des Gebäudes gesucht, sondern auch die Auseinandersetzung mit der Umgebung. Denn das Haus für Kinder steht in Sendling, einem Stadtteil in München, das seine dörfliche Identität auch nach der Eingemeindung bis heute bewahrt hat. Neben dem alten Dorfkern mit seiner Kirche und den ehemaligen bäuerlichen Anwesen prägen viele genossenschaftliche Wohnblöcke und Mietshäuser das Erscheinungsbild. Einige von ihnen tragen expressive Sgrafittos als Erkennungszeichen und Ausdruck ihrer Individualität an den Fassaden. Martin Wöhrl greift diese Einflüsse auf und schafft es mit leichter Hand Tradition und Gegenwart miteinander zu verbinden.
Cornelia Gockel