Schon gehört?

Jette Hampe

2024

auf Anfrage zugänglich

Haus für Kinder, Theodor-Fischer-Straße 61, 80999 München

Rauminstallation in der Eingangshalle mit 93 Objekten aus Lindenholz, Stahlseilen und Stahlhaken, 1200 x 500 x 400 cm

Architektur: Architekturwerkstatt Vallentin, München

Landschaftsarchitektur: grünfabrik Landschaftsarchitekten Reingruber, Bücking, Kirchdorf an der Amper

Fotos: Florian Holzherr

Text: Jenny Mues

Schon gehört?
Schon gehört?
Schon gehört?
Schon gehört?

Prägend für die Architektur der Kindertagesstätte ist die große Eingangshalle, welche als zentrales Treppenhaus alle Räume in Erdgeschoss und Obergeschoss miteinander verbindet. Der vorgelagerte Eingangsbereich ist täglicher Treffpunkt der Eltern, Kinder und Erzieher:innen. Hier werden die Kinder morgens empfangen, strömen in ihre Spielzimmer und nachmittags zurück, um abgeholt zu werden. Im Luftraum der Halle sind etwa hundert geschnitzte Holzkörper über feine Stahlseile raumgreifend verspannt und verbunden. Jette Hampes filigrane Rauminstallation nimmt den Alltag und das Leben der Kinder in der Tagesstätte in ihren horizontalen und vertikalen Bewegungs- und Kommunikationslinien auf.

Beim Blick des Kindes nach oben entsteht ein sinnliches Erlebnis, Wahrnehmungsprozesse werden angeregt. Etwas von draußen scheint durch das Dach in den Innenraum des Kinderhauses gelangt zu sein. Was bedeuten die langen Seile? Sind sie Strecken eines Weges zwischen den Objekten und bringen einen Zusammenhalt? Tragen sie wie Schallwellen ein Gespräch weiter? Etwas wird verkettet, vielleicht kommuniziert. Was sind das für Wesen zwischen Tier und Pflanze, zwischen Musikinstrument und Gefäß? Ohne konkrete Sprache zu sein, stellen sie Fragen. Sind die amorphen Objekte Kokons, kleine Behausungen oder Nester für unsichtbare Wesen? Oder sind es Relikte aus einer anderen Zeit? Welche Töne, welche Musik oder welche Sprache wird hier weitergegeben? Ist es ein Spiel? Könnte man mit einem Stock oder dem kleinen Finger in die Löcher bohren, hineingucken und erforschen was im Innern ist? Oder sind die Löcher vielleicht Ohren?

Die Seile sind so verspannt, dass fiktiv eine Nachricht, ein Signal, ein Ton in alle Richtungen, in jede Ecke weitergegeben werden kann. Jette Hampes Rauminstallation „Schon gehört?“ schafft eine ganz und gar offene Situation, die die Betrachtenden zum Erzählen und sich Austauschen anregt und die auf einem Grundgedanken basiert: Wir sind Teil der Natur. Die Natur ist schützenswert. Sie wird als Prozess des Werdens und Wachsens verstanden, seit der Naturphilosophie der Antike, aber auch als ein ewiges Entstehen und Vergehen. Alles hängt mit allem zusammen, alles kommuniziert, ist wie ein Netz miteinander verwoben und fällt auseinander, wenn ein Teil vom Ganzen genommen wird.

Wie jedes einzelne Kind, das in der Kindertagesstätte seine ersten Schritte in eine größere Gemeinschaft tut, kann auch jeder der geschnitzten Holzkörper spezifisch in seiner Eigenart und Besonderheit wahrgenommen werden. Die organisch anmutenden Formen hat die Künstlerin in Keramik erarbeitet und fünf Holzschnitzer:innen mit der Ausführung in Lindenholz nach den Originalen angeleitet. Der Duktus des Stemmeisens ist je nach Machart mehr oder weniger sichtbar. Die Übertragung der Originale als Nachbildungen (und nicht als Kopien), die Verwendung von natürlichen Werkstoffen und die finale Umsetzung der Installation durch die Künstlerin sind wesentlich; denn hierin kommt die bildhauerische Herangehensweise von Jette Hampe in Atelier, Werkstatt und Raum als unmittelbare, gestalterische wie inhaltliche Auseinandersetzung der Kunst mit dem Bau zum Ausdruck.

Kontext

Die Arbeit „Schon gehört?“ der Künstlerin Jette Hampe entstand für den Neubau des Hauses für Kinder mit dreigruppigem Kindergarten und Krippe in der Theodor-Fischer-Straße im 23. Stadtbezirk Allach-Untermenzing. Bei dem Bauvorhaben handelt es sich um ein Projekt der Ausbauoffensive Kindertagesstätten. Die Künstlerin wurde von einer Vorschlagsliste der Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum für das Projekt ausgewählt und eingeladen, einen Entwurf für den Neubau zu entwickeln und zu realisieren.

Schon gehört?
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