Schattenspiele
Thomas Bechinger, Ulrike Steinke
2021
auf Anfrage zugänglich
Neubau Grundschule, Haus für Kinder mit Einfachsporthalle Emmy-Noether- Straße 3, 5 und 7, 80992 München
Lärmschutzwand: bemalter und gestockter Beton 4,30 x 128 m, Wandmalerei im Haus für Kinder 8,30 x 6,90 m, Übertragung des Entwurfs und Farbauftrag Lärmschutzwand: Viktor Kaisin, Regensburg, Stocken: Steinmetzbetrieb Miedl, Fürstenstein
Architektur: Arbeitsgemeinschaft Hess / Talhof / Kusmierz mit nbundm, München
Landschaftsarchitektur: Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten, Eichstätt
Fotos: Florian Holzherr
Text: Roberta de Righi
Der ornamentale Bewuchs der Wand wirkt, als würde man aus der Regenwurm-Perspektive ins Blätterdickicht des Urwaldes blicken: „Schattenspiel“ heißt die mehrteilige Wand-Arbeit, mit der Thomas Bechinger und Ulrike Steinke dafür sorgen, dass der Schulcampus Moosach von wundersamen Gewächsen eingehegt wird.
Ein Bilderfries, der die Silhouetten von Bäumen und Pflanzen zeigt, zieht sich auf rund 130 Metern über die Lärmschutzwand, die das Gelände umgibt. Es basiert auf Papierschnitten, die davon erzählen, was hinter der Mauer liegt: Baumbestand und neu Angepflanztes erscheint als Schattenwurf, der auch auf der Wandinnenseite und neben den Eingängen zum Gebäude Fortsetzung findet.
Ein Teil der Binnenstrukturen wurde mit ziegelroter Silikatfarbe lasiert, in den ausgelassenen Wandfeldern wurde der Beton gestockt, d.h. seine Oberfläche aufgeschlagen, dass die innere Struktur sichtbar wird. Der Gegensatz von glatter Farbfläche und grober Betonstruktur erzeugt dabei einen visuellen und haptischen Reiz.
Im Eingangsbereich des Hauses für Kinder brachten Bechinger und Steinke das Papierschnittmotiv als mehrschichtige, differenzierte Malerei in Ocker und Rosatönen in den Innenraum. Nie ganz überschaubar wächst die Malerei hier die fast 10 Meter hohe Wand hoch und schillert zwischen Motiv und farbiger Erscheinung. Die vegetabilen Konturen schaffen dabei eine leicht entrückte Atmosphäre.
Mit organisch-abstrakter Formensprache und subtiler plastischer Auflockerung reagiert das „Schattenspiel“ auf den Straßenraum und trägt die Vegetation vom Inneren des Campus nach außen. So setzen Bechinger und Steinke ihm einen fast verwunschenen Ort entgegen, der an den biblischen hortus conclusus denken lässt: Denn wer den dahinter liegenden Bereich betritt, hat umso mehr den Eindruck, in eine andere Welt einzutauchen.