2020

auf Anfrage zugänglich

Grundschule Grandlstraße 5, 81247 München

Mehrteilige Wandmalerei: "Wir machen", Amphibolin, 300 x 746 cm; "uns": Aluminium pulverbeschichtet, 155 x 358 x 44 cm; "DIE WELT": Terrazzo, 212 x 1080 cm; "wie": Aluminium pulverbeschichtet, 100 x 390 x 30 cm; "SIE"; Aluminium pulverbeschichtet, 159 x 587 x 30 cm; "uns gefällt": Lack, 190 x 1046 cm

Architektur: Auer Weber Architekten, München

Landschaftsarchitektur: Keller Damm Kollegen GmbH Landschaftsarchitekten Stadtplaner, München

Fotos: Peter Schinzler

Text: Roberta de Righi

rappen
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Lesen lernen ist ein Wunder – und Lesen ein Abenteuer, in das man sich in der Schule täglich stürzt. Das alltägliche Wunder von Schrift und Sprache macht Lucia Dellefant darum auch zum Thema ihres mehrteiligen Kunstwerks am Bau für das Schulzentrum an der Grandlstraße.

„rappen“ nennt die Münchner Künstlerin ihre Arbeit, weil es ein bisschen wie Rap klingt, wenn man beim Sprechen die Satzglieder mit deutlichen Pausen trennt. Das Fragmentarische ist dabei Programm und das Begreifen des Ganzen findet Schritt für Schritt statt. Denn Dellefant zerlegt einen Satz in seine Einzelteile und sorgt dafür, dass er sich wie ein Worträtsel durch den ganzen Schulcampus zieht.

So begibt sich, wer lesen will, hier quasi auf Entdeckungsreise: Auf den Stufen der Tribüne im nördlichen Hof kann man in orangefarbenen Lettern „wir machen“ lesen. Und eine der Sitzgelegenheiten besteht aus drei großen Buchstaben, die das Dativobjekt „uns“ bilden – hier wird die Schrift zur Skulptur. Dabei erscheint jedes Satzfragment in einer anderen Schrifttype und die dreidimensionalen Lettern bestehen aus pulverbeschichtetem Aluminium.

Dem Akkusativobjekt begegnet man in der Mensa. Diese bildet die räumliche Mitte der Schule, weil hier sowohl Real- als auch Grundschüler zu Mittag essen. Der Schriftzug „DIE WELT“ wurde vor der Essensausgabe in den Terrazzo-Boden gegossen. Wenn man von hieraus den Blick durchs Fenster in den südlichen Hof schweifen lässt, fällt er auf das Wort „wie“ über der Turnhalle, wiederum dreidimensional.

„Die Schule ist ein Ort für Fragen“ findet die Künstlerin. Darum steht das Fragewort „wie“ weithin sichtbar wie ein Markenzeichen auf dem Dach. Im Fenster darunter wird ein ebenfalls plastisches „SIE“ sichtbar. Wer das Ende der Sentenz sucht, muss sich schließlich in die Sporthalle begeben. Mit „uns gefällt“ endet die Inschrift hier an der Wand.

„Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt“ steht also quer über den gesamten Neubaukomplex geschrieben. Auch Kinder können die Welt in ihrem Sinne gestalten, lautet Lucia Dellefants Botschaft. Frei nach Pippi Langstrumpf ist ihr Kunstwerk also ein Aufruf zu demokratischer Mitgestaltung – vor allem aber für gemeinsames Handeln.

Roberta De Righi

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