Postkarten von meinem Leben

Jean-Ulrick Désert

2006

abgebaut

U-Bahnhof Marienplatz, 80331 München

Temporäre Bespielung der Infoscreens

Postkarten von meinem Leben
Postkarten von meinem Leben

In verschiedenen europäischen Innenstädten trat Jean-Ulrick Désert in seiner exotischen, fleischfarbenen Lederhosenkluft auf. Das Irritationsmoment rührte vor allem von der Unbekümmertheit her, mit der Désert die Embleme eines folkloristischen Heimaterlebens gegen den Strich bürstete: Der aus Haiti stammende US-amerikanische Künstler hatte sich zur Tracht auch noch einen blonden Haarschweif als Ersatz-Gamsbart an den Tirolerhut geheftet.

Dieser fotografisch dokumentierten Langzeitperformance, die ihn in immer neuen, innigen Posen der Verbundenheit mit Passanten zeigt, entnahm Désert auch die Motive für eine Serie von Bierdeckeln. Wenn Désert nun für seine fünf überdimensionalen „Postkarten von meinen Lieben“ erneut Ausschnitte aus dem Performancematerial mit alten und neuen Touristenfotos collagiert, so schleust er unweigerlich Zeichen des Fremdartigen, Anderen, Bizarren in unser Bild von typischen Reisezentren ein.

Als Kulisse dienen der Münchner Marienplatz und der Markusplatz in Venedig. Mit „Sütterlin“, der gebräuchlichen Schrift unserer Großeltern, die ähnlich schwer wie heutige Graffiti zu entziffern ist, sind die Montagen verziert: Sprichwörter wie „Die Augen sind der Liebe Tür“ könnte der Kundige da etwa lesen. Die ‘Postkarten von meinen Lieben‘ sind wie ein Märchen“, sagt Désert, „Es sind phantasievolle Postkarten von einer künstlerischen Begegnung zweier eleganter Plätze des öffentlichen Raums und von mir als Kunst-Figur.“

Postkarten von meinem Leben
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