Platzgestaltung

Ludger Gerdes

2003

öffentlich zugänglich

Walter-Sedlmayr-Platz, 80995 München

Platzgestaltung
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Leer oder vor allem offen belassene Plätze entfalten eine ungemeine Sogkraft. Fehlt eine deutliche tektonische Begrenzung, so kann sich der Passant leicht wie eine in existentieller Auflösung begriffene Giacometti-Figur fühlen. Ludger Gerdes war bereits zu Beginn seiner in enger Kooperation mit dem Baureferat vorgenommenen Gestaltung des Walter-Sedlmayr-Platzes an einer prägnanten Fassung der Leerfläche gelegen. Dabei lieferten ihm die architektonischen Koordinaten des über
ein Eck des Platzes geschlossenen drei- bis viergeschossigen Neubauquartiers eine willkommene Vorgabe. Als durchlässiges Gegengewicht dazu säumt nunmehr eine Baumreihe den Platz an den Zugängen zum Bus-Terminal sowie der U- und S-Bahn. Hauptakzent aber ist die an den Rand zur Josef-Frankl-Straße gesetzte Raum- und Sichtgrenze in Menschenhöhe. Sie bildet den gewichtigen skulpturalen Abschluss. Im Zentrum des Platzes konzentriert sich der Blick auf eine in die dunkle Pflasterung eingelegte gestrichelte Rundform in gelblichem Granitstein. Durchwegs wurde in harmonischem Zusammenklang mit der Farbigkeit der umstehenden Häuser auf die lebendigen Kontrasteffekte von Naturstein gesetzt. So fügen sich die zweifarbigen quadratischen Granitsteine der Sichtschutzmauer zum dezenten Schachbrettmuster. Wie ein Messer schneidet dieses gewürfelte Mauersegment plastisch in ein horizontal gelagertes, von seiner materiellen Beschaffenheit her vergleichsweise weich erscheinendes Sitzkissen aus Beton ein. Gewissermaßen als Tribüne nutzbar, kann man von dem Podest aus gelassen die Alltäglichkeiten des Schauplatzes an sich vorüberziehen lassen, dabei eine sowohl sitzende wie stehende Position einnehmen. Alles, was im Außenraum zu komplex erscheint, ist störanfällig, sagt Gerdes. Er wollte stattdessen ein möglichst klares, ruhiges Raumgefühl hervorrufen. Also schlichtweg einen Platz schaffen, der 365 Tage im Jahr für verschiedene Bevölkerungsgruppen ästhetisch wie funktional zugänglich ist.

Birgit Sonna

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