ohne Titel
Eva Schlegel
2003
öffentlich zugänglich
KFZ-Zulassungsstelle, Eichstätter Str. 2, 80686 München
beschriftete Glasflächen, sandgestrahlt
Fotos: Wilfried Petzi
Text: Birgit Sonna
Eva Schlegels Arbeit „Ohne Titel“, 2003 besteht aus sandgestrahlten Glasflächen. Sie hat die Flure der drei zur Front der KFZ-Zulassungsstelle hin verglasten Etagen mit einschlägigen Testpassagen des Philosophen Paul Virilio und des Soziologen Richard Sennett zur Mobilität heutiger Städter versehen. Sie wählt poetische Texte, vor allem aber auch Philosophisches zur Halt- und Ortlosigkeit heutiger Passanten im urbanen Raum aus.
Die Texte sind fotografisch unscharf, so dass der Betrachter sie nicht entziffern kann. Einzelne Schriftblöcke lassen sich zwar noch ausmachen, doch sind die auf einem Textraster angebrachten literarischen Auszüge zeilenweise derart ineinandergeschoben, dass sich selbst die verschiedenen Typographien im Textspiegel zu kryptischen Ornamentbändern überlagern.
Hinter Eva Schlegels transparenten Schriftsätzen steht letztlich die Frage: „Was macht einen Text sofort erkennbar als solchen, wenn er nicht lesbar ist, und wodurch unterscheidet sich Text und Bild?“ Das kristalline „Buch“ wird dadurch für die Wartenden der KFZ-Zulassungsstelle zum unendlich weiterreflektierbaren Projektionsraum. Nur wer als sein eigener Autor fungiert, wird auch aus Eva Schlegels fest in der Architektur verankerten gläsernen Schrifttafeln etwas herauslesen können.