Kraut & Rüben

Borgman | Lenk

2020

auf Anfrage zugänglich

Offene Einrichtung für Jugendliche und Heranwachsende (Jugendcafé), Hochäckerstraße 87, 81737 München

4 Objektgruppen aus Edelstahlrohr im Innen- und Außenbereich

Architektur: Asböck Architekten GmbH, München

Landschaftsarchitektur: Kattinger + Kattinger Landschaftsarchitekten, Zolling

Fotos: Christoph Mukherjee

Text: Roberta de Righi

Kraut & Rüben
Kraut & Rüben
Kraut & Rüben
Kraut & Rüben

Es grünt erstaunlich grün… auf dem Dach: Wer aufmerksam am Haus in der Perlacher Hochäckerstraße 87 vorbeifährt, wird feststellen, dass oben auf dem Flachdach des Jugendcafés überdimensionierte Blattstiele sprießen. Es handelt sich allerdings nicht um wild wucherndes Unkraut, sondern um ein Kunstwerk am Bau: Die stilisierten Blätter sind aus pulverbeschichtetem Rundstahl gebogen, entworfen vom Berliner Duo Anna Borgman & Candy Lenk.

Auch auf dem Haus für Kinder, das im selben Gebäude, aber ums Eck in der Sammy-Drechsel-Straße liegt, treibt riesiges Grünzeug aus, diesmal in Form längerer Krautstiele. „Kraut und Rüben“ heißt die mehrteilige Installation im Innen- und Außenraum der beiden Einrichtungen. Damit knüpft das Duo auf spielerische Weise an die Geschichte des Ortes an: Auf dem Areal befand sich vor der Bebauung eine Gärtnerei.

Das Blattwerk auf dem Dach ist für die Ansicht von der Straße aus konzipiert. Im Inneren setzt sich der „Bewuchs“ mit großformatigem Gemüse fort: Im Treppenhaus des Jugendcafés wachsen fünf rote Rüben nach unten aus der Decke, im Foyer des Hauses für Kinder sieben gelbe. Wenn Regenwürmer sehen könnten, sähen die Wurzelknollen im Beet für sie vielleicht so aus. Borgman & Lenk verschieben mit leisem Humor die Oberfläche der Wirklichkeit, verändern die Dimensionen – und verfremden die Formen.

Denn es handelt sich nicht um realistische Abbilder von roten Beten und Karotten, sondern um abstrahierte Umrisse, deren Beschaffenheit an Kinderzeichnungen erinnert. Ihre Linien sind skulptural, ohne dass Knollen und Blätter dreidimensional werden. Mit mehrfachen Verfremdungseffekten inszenieren die Künstlerinnen einen eingängigen Perspektivwechsel und sorgen dafür, dass die Vergangenheit im Heute lesbar bleibt.

Kraut & Rüben
Kraut & Rüben
Kraut & Rüben
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