Kickern – Kunst, die bewegt
Bernadette Huber
2025
öffentlich zugänglich
Grohmannstr. 63, 80933 München
Kickerfigur: seitlich pulverbeschichtetes Aluminiumblech, Vorder- und Rückseite beklebt (Digitaldruck auf Hochleistungsfolie), 350 x 80 x 30 cm, Kickerstange: feuerverzinktes und pulverbeschichtetes Stahlrohr, L: 480 cm, ø 21,9 cm, Griff: pulverbeschichtetes Stahlblech, L: 100 cm, ø 32,4 cm
Architektur: Architekten Claus + Forster PartGmbH, München
Landschaftsarchitektur: EGL Entwicklung und Gestaltung von Landschaft GmbH, Landshut
Fotos: Peter Schinzler
Text: Lea Weber
Die Bezirkssportanlage Hasenbergl ist von Bäumen umgeben, kleine Straßen führen zum Bau, der schon von Weitem erkennbar ist. Nähert man sich aus Richtung der Wohnblöcke, fällt ein orangefarbener Stab auf, der aus einem der Gebäude ragt. Direkt fragt man sich: Wird er vom Gebäude verschluckt, oder wo kommt er wieder heraus? Laufen wir weiter und stehen frontal vor dem Vereinsheim, sehen wir, was der Stab auf der anderen Seite hält: Eine überdimensionale Figur, die zwischen den beiden Gebäuden über dem Eingangsbereich schwebt. Orangefarbene Stutzen und Trikot, eine weiße Hose, dunkle Haare. Eine Unisex-Kickerfigur, die Arme an den Oberkörper angelegt, bereit für den nächsten Schuss oder Block. Die Augen schauen die Besuchenden direkt an, als sei die Figur eine Gastgeberin, die alle Sportler:innen willkommen heißt. Erinnern wir uns zurück an den orangefarbenen Stab, erkennen wir nun das Vereinsheim als virtuellen Kickertisch, der Stab wird zum Griff, mit dem die Figur gesteuert wird. Automatisch stellen wir uns die Verbindung zwischen Griff und Figur im Inneren des Gebäudes vor.
Subversiv und niedrigschwellig bespielt die Künstlerin Bernadette Huber (*1962, Linz) die Sportanlage sozusagen von allen Seiten. Wie in anderen Arbeiten von ihr nimmt das Kunstwerk Kontakt zu den Besuchenden auf, bezieht sie mit ein. Eine genderfluide, auffällige, schwebende Figur, die über dem Eingang hängt. Das Kunstwerk erweitert den spielerischen, kollektiven Charakter der Sportanlage, an der sowohl gekickt wird als auch Leichtathletik und Sportschießen betrieben werden. Die Sportanlage ist ein Treffpunkt vieler unterschiedlicher Mannschaften und Sportgruppen. Die Kickerfigur verbindet demnach nicht nur die Gebäude, sondern vereint alle Sportarten und Teams unter sich. Und nicht nur das: Neben den Sportler:innen begrüßt die Figur auch Zuschauer:innen, Jugendliche und Gaststättenbesucher:innen.
Kickertische werden begeistert bespielt, häufig nahezu belagert von den Spielenden und Zuschauenden, die am Tisch mitfiebern, anfeuern, mitleiden und jubeln. Kickern schafft einen niedrigschwelligen Zugang zum Sport, wir kennen die Kickertische weniger aus Sportanlagen, sondern vielmehr aus Jugendzentren, Gaststätten und Veranstaltungsräumen. Kickern verbindet und verkörpert den kompetitiven Kern, der jeder Sportart innewohnt. Das Kunstwerk „Kickern – Kunst, die bewegt“ verschiebt den Spielraum, zieht die Menschen an, symbolisiert Bewegung und schafft Zugänglichkeit. Das Projekt setzt einen prominenten, ironischen und leicht zugänglichen Akzent im öffentlichen Raum.
Dabei erinnert Hubers Kickerfigur immer wieder an das Emotionale, das Kollektive – sei es bei der Einfahrt auf den Parkplatz, auf dem Fußweg zum Training, auf dem Weg in die Kabine oder beim Blick auf das Gebäude während eines Spiels. Der/die Kicker:in schwebt über uns, ohne dabei abzuheben, schenkt Halt und Begeisterung.
Kontext
Das Projekt im Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl ist Teil des Sportbauprogramms 2018, 2. Maßnahmenpaket. Es umfasst den Neubau eines Sportbetriebsgebäudes mit Umkleideräumen, Duschen, Vereinsbüros, einem Erste-Hilfe-Raum, Abstellräumen und Werkstätten sowie eines Vereinsheims mit Gastraum, Jugend-/Besprechungsraum, Küche, Lagerräumen und einem Obergeschoss für den Schützenbereich.
Des Weiteren wurde die Sportinfrastruktur modernisiert, inklusive der Sanierung des Rasenhauptfeldes, der Neukonzeption von Laufbahnen und Leichtathletikanlagen sowie der Erneuerung bestehender Spielfelder und Flutlichtanlagen.
Im Rahmen eines geladenen Kunst am Bau-Wettbewerbs wurde die Künstlerin Bernadette Huber im Delegiertenverfahren von Mitgliedern der Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum ausgewählt. Umgesetzt wurden ihre Werke „Kickern – Kunst, die bewegt“ an den Giebelseiten des Vereinsheims und „Die Orange Karte“ an dessen Nordfassade mit dem Schriftzug „Bezirkssportanlage“ in großen orangefarbenen Blechtafeln.