Gucker auf dem Kirschgelände
Silvana Jungkunz
2024
In Realisierung
Neubau einer Grundschule mit Haus für Kinder auf dem Kirschgelände, 80999 München
Mehrteilige Arbeit: 10 Fernrohre mit unterschiedlichen Linsen verteilt auf dem Gelände der Grundschule und des Haus für Kinder
Architektur: Balda Architekten, Fürstenfeldbruck
Landschaftsarchitektur: verde.Landschaftsarchitekten Stadtplaner, Freising
Fotos: Silvana Jungkunz
Text: Auszug aus dem Statement der Münchner Kunstkommission
Zehn umgebaute historische Fernrohre werden im Eingangsbereich der Schule und des Haus für Kinder, auf dem Pausenhof sowie dem Sportplatz und im Schulgarten platziert. Mit ihrer signalroten Farbe markieren die Geräte einen Farbakzent zwischen den in Naturfarben gehaltenen Gebäuden und laden zur spielerischen Erkundung der Umgebung ein, um diese in unterschiedlichsten Farben und Facetten zu erleben. Die hierfür verwendeten alten Fernrohre haben drei verschiedene Höhen für die kleinen und großen Nutzer:innen auf dem Kirschgelände, manche sind mit mehreren Kindertritten bestückt. Alle Fernrohre sind Sinnbilder für eine natürliche Neugier – nicht nur von Kindern –, Entdeckungslust, Offenheit und ein lebenslanges Lernen.
Acht der zehn Geräte werden zu Kaleidoskopen umgebaut oder mit Prismen ausgestattet, die das Umfeld in schillernden Fragmenten und intensiven Farben zeigen. Die Kaleidoskop-Fernrohre werden mit unterschiedlichen Glasobjekten befüllt: Glasknöpfe und Kronleuchterbehang, technische Gläser wie Linsen und Prismen, die u. a. auch in Bayern hergestellt wurden. Zeugen einer alten Handwerkskunst, die immer neue, unvorhergesehene Bilder hervorbringen. Das neunte Fernrohr besitzt einen Polarisationsfilter und filtert Spiegelungen aus dem Sichtfeld. Ein zehntes Gerät auf der Tribüne des Sportplatzes funktioniert als herkömmliches Fernrohr. Die ursprünglichen Geräte wurden Mitte des letzten Jahrhunderts in Allach-Untermenzing entwickelt und produziert. Die Nachfolgefirma des Erfinders, die auch den Umbau vornehmen wird, ist auch heute lediglich zwei Kilometer vom Kirschgelände entfernt.
Kontext
Die in München lebende Künstlerin Silvana Jungkunz wurde eingeladen, einen künstlerischen Entwurf im Rahmen eines Kunst am Bau-Wettbewerbs für den für den Neubau einer Grundschule mit Haus für Kinder auf dem Kirschgelände im 23. Stadtbezirk Allach-Untermenzing zu entwickeln. Dort entsteht auf dem ehemals als „Kirschgelände“ benannten Grundstück des Dampfsägewerks Theodor Kirsch & Söhne südlich des Allacher S-Bahnhofs ein neues Wohnquartier mit ca. 1.300 Wohnungen. Die Stadt München plant im Rahmen der Schulbauoffensive im 3. Schulbauprogramm den Neubau einer 3-zügigen Grundschule mit 3-fach-Sporthalle und einem Haus für Kinder mit 3 Kinderkrippen- und 3 Kindergartengruppen im Norden des neuen Wohnquartiers. Die Sporthalle und der Freisportbereich sind für die Vereinssportnutzung vorgesehen. Das künstlerische Konzept „Gucker auf dem Kirschgelände“ von Silvana Jungkunz wurde 2024 von der Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum zur Realisierung empfohlen.