Grönlandwal – Balaena Mysticetus

Heinz Pfahler

1994

auf Anfrage zugänglich

Brieger Straße, Kindertagesstätte, 80997 München

Skulptur im Garten

Grönlandwal – Balaena Mysticetus

Ganz friedlich ruht der Grönlandwal auf feinem gelben Sand in unmittelbarer Nähe des Wasserspielplatzes. Als hätte er schon immer da gelegen. Als hätte ihn ein fernes Meer vor ewigen Zeiten ausgespuckt. Dabei ist dieser Grönlandwal – Balaena Mysticetus – ein Neugeborenes, erst wenige Wochen alt, noch längst nicht lebensfähig ohne seine Mutter, an Land schon gar nicht.

Doch seine Regungslosigkeit ist nicht die des Todes. Im Gegenteil. Er scheint hellwach, in bewusster, vollkommener Ruhe. Wer sich auf Heinz Pfahlers „Grönlandwal“ ein läßt, begibt sich auf eine anschauliche und geistige Gratwanderung. Denn der Künstler vereinigt in seinem Wal eine auf den Punkt gebrachte Zeitlichkeit mit ihrem scheinbaren Gegenteil: mit Zeitlosigkeit. Ebenso verknüpft er eine punktgenaue Platzierung dieses Wals mit einer alle Grenzen sprengenden Raumkonzeption.

Und analog dazu verschmelzt er die wachsenden und die scheinbar unveränderlichen Bereiche des Lebens. Denn Pfahlers junger Wal erscheint zugleich als Millionen Jahre alter Stein. Zwar hat der Künstler den Wal, bzw. den Stein, gleichsam abbildhaft erarbeitet, dennoch kann von Abbildhaftigkeit und entsprechend von der Individualität eines abgebildeten Tieres bzw. Minerals nicht die Rede sein. Vielmehr hat Pfahler ein Bild geschaffen.

Ein Bild des immer und überall geltenden „Sowohl-als-auch“, ein Bild der Paradoxie, wo im Endlichen das Unendliche und im Relativen die Präsenz des Absoluten erfahrbar wird. Nicht ein Zeitpunkt, nicht ein Ort, nicht ein Tier und auch kein Stein ist hier gemeint, sondern die Geborgenheit all dieser punktuellen Definitionen in einem umfassenden, fließenden System.

C.N.

Grönlandwal – Balaena Mysticetus