Glücksatlas
Tanja Hirschfeld
2023
In Realisierung
Neubau Grundschule und Sonderpädagogisches Förderzentrum am Theodor-Heuss-Platz, 81737 München
Wand- und Fenstermalerei im Schulgebäude
Architektur: Mauz Pektor Architekten, München
Landschaftsarchitektur: mahl gebhard konzepte Landschaftsarchitekten, München
Fotos: Tanja Hirschfeld
Text: Auszug aus dem Statement der Münchner Kunstkommission
Der künstlerische Entwurf entwickelt eine fiktive Bildsprache, die unterschiedliche Symbolzeichen und -formen aus 25 Kulturen aufgreift und bearbeitet – und auf diese Weise mit dem multikulturellen Charakter der Schule korrespondiert. Im Austausch mit Schüler:innen der betreffenden Schulen sammelte die Künstlerin Tanja Hirschfeld Glückssymbole aus den jeweiligen Herkunftsländern. Die von den Kindern am häufigsten genannten Glückssymbole – Baum, Herz, Zelt, Vogel, Pferd, Drache, Hund, Schmetterling, Hufeisen, Marienkäfer, Hase, Katze und Kleeblatt – setzte sie in einer stilisierten Ästhetik um, die an Spielkartenmotive erinnert, welche es in allen Kulturen gibt. Ihre klaren, geometrischen Formen vermitteln eine Atmosphäre der Leichtigkeit, Offenheit und Harmonie, ebenso das Farbspektrum, das von den Bauhaus-(Grund-)Farben Rot, Gelb und Blau ausgeht, diese jedoch abwandelt und durch Schwarz- und Weiß-Farbverläufe zeitgenössisch wirken lässt.
Der „Glücksatlas“ wird in drei verschiedenen Bereichen des Schulgebäudes an Wänden und Fenstern auftauchen und auf diese Weise wie bei einer „Schnitzeljagd“ immer wieder neue Begegnungen mit dem Kunstwerk möglich machen. Vor und nach Eröffnung der neuen Schulgebäude werden interessierten Schüler:innen zudem zwei partizipative Workshops mit dem Titel „Signor Rossi sucht das Glück“ angeboten. Unter Anleitung der Künstlerin und eines weiteren Künstlers sollen zwei Holzcollagen im Format von jeweils ca. zwei mal drei Metern entstehen. Die Kinder entwerfen eigene Glückssymbole, die in Holz umgesetzt und bemalt werden.
Der „Glücksatlas“ besitzt eine positive Ausstrahlung und trägt zur Identifikation mit dem Gebäude bei, indem sich freie Assoziationen mit Spielen, der Natur oder der Heimat ergeben. Dabei bleibt die Formensprache bewusst abstrakt, wirkt nicht ausschließlich kindlich. Denn als „Graffiti“ auf die Wände übertragen, sollen auch die (älteren) Schüler:innen der Förderschule etwas damit anfangen können. Die Elemente des „Glückatlas“ orientieren sich zudem an der Ästhetik des neuen Schulbaus, der die umgebende parkähnliche Natur in das Raumkonzept einbezieht. Auch die gewählte geometrische Formensprache unterstreicht die architektonische Klarheit, und ihre Farbwelt kontrastiert das für die Innenräume vorgesehene Farbkonzept (Gelb, Orange-Rot) mit Grün, Blau, Weiß und Schwarz.
Kontext
Die in München lebende Künstlerin Tanja Hirschfeld wurde eingeladen, einen künstlerischen Entwurf im Rahmen eines Kunst am Bau-Wettbewerbs für den Neubau der Grundschule und des Sonderpädagogischen Förderzentrums am Theodor-Heuss-Platz im 16. Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach zu entwickeln. Auf dem Baugrundstück gibt es seit 1975 eine 4-zügige Tagesheim-Grundschule sowie eine Förderschule, die derzeit rückgebaut werden. Aufgrund des gestiegenen Platzbedarfes sowie des schlechten baulichen und energetischen Zustands der Bestandsschule sind ein zeitgemäßer Neubau und die Errichtung entsprechender Freianlagen notwendig. Das neue Schulzentrum besteht aus mehreren zum Teil ineinandergreifenden Funktionen. Diese Nutzungen sind im Einzelnen die 4-zügige Grundschule, das sonderpädagogische Förderzentrum mit 23+3 Klassen mit zugehörenden Pausenflächen, einer Mensa, einer 3-fach Sporthalle mit Außensportflächen und einer Tiefgarage. Die Schulen werden nach dem Münchner-Lernhaus-Konzept geplant. Das künstlerische Konzept „Glücksatlas“ von Tanja Hirschfeld wurde 2023 von der Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum zur Realisierung empfohlen.