2013

öffentlich zugänglich

Haus für Kinder Frauendorferstraße 32, 81247 München

Siebdruck auf Zementfaserplatte

Architektur: Zwischenräume Architekten + Stadtplaner, München

Landschaftsarchitektur: lohrer hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner, München

Fotos: Ingrid Scheffler

Text: Roberta De Righi

Der Flug

Origami-Vögel flattern auf, überqueren einen endlosen Ozean. Wo endet das Meer und wo beginnt der Himmel? Die aus Japan stammende Künstlerin Motoko Dobashi schuf für die Straßenfront des „Hauses für Kinder“ an der Frauendorferstraße eine großformatige Zeichnung in Dunkelblau und Weiß. Das Kunstwerk am Bau mit dem Titel „Der Flug“ wurde im Siebdruckverfahren auf die Zementfaserplatten aufgetragen.

In „Der Flug“ bringt Motoko Dobashi die Gestaltungsprinzipien der Graphik in monumentalem Format zur Geltung. Für das „Haus für Kinder“ entwarf sie eine surreale Szenerie an der Grenze zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. An der Fassade lässt sie, auch ästhetisch, zwei Welten aufeinanderprallen: Da ist zum einem die weite Landschaft, deren schmale dunkelblaue Linien auf weißem Grund aussehen wie sanfte Wellen. Sie sind so stark stilisiert, dass der Horizont verschwimmt. Nach oben werden die Formen runder, wilder – wie schwere Wolken über der See.

Diese stark lineare Struktur erinnert an Kupferstich und Holzschnitt. Vom unteren Rand der Fassadenzeichnung steigen ornamentale Falt-Vögel in geometrischer Formation auf – unten dicht an dicht, verteilen sie sich nach oben hin immer lockerer über die Wand. Diese Faltvögel wiederum erscheinen in der eher verwaschenen Ästhetik einer Fotokopie.
Man kann in Motoko Dobashis Kunst sowohl Einflüsse des traditionellen japanischen Holzschnitts als auch des modernen Manga erahnen. Motivisch jedoch wird man eher in der europäischen Malerei fündig. Aus diesen Elementen entsteht ein Werk von beeindruckender Eigenständigkeit, das meist in die verwunschenen Sphären traumhafter Entrücktheit führt.

Der Flug