CLICKCLOCK – Bahn frei!

Leonie Felle

2020

auf Anfrage zugänglich

Haus für Kinder Schaffhauser Straße 19, 81476 München

Wandinstallation mit Holz, Schrauben, Kugellager, Stahlachsen, Snooker-Kugeln, Farbe, Gips, Glas, Maschinenrad, 375 x 215 x 45 cm

Architektur: Koch + Partner Architekten, München

Landschaftsarchitektur: stautner + schäf Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, München

Fotos: Peter Schinzler

Text: Roberta De Righi

Ein neues Kunst am Bau Projekt der Münchner Künstlerin Leonie Felle in einem Haus für Kinder mit Zahnrädern.

Der Lauf der Dinge ist ebenso unergründlich wie unaufhaltsam. Oder nicht? Die Münchner Künstlerin Leonie Felle hat für die Kinderkrippe an der Schaffhauser Straße eine faszinierende Maschine gebaut, bei deren Betrachtung man dieser Frage auf den Grund gehen kann. Gemeinsam mit Pancho Schlehhuber entwickelte sie ein komplexes Räderwerk, das man lange beobachten kann, ohne es zu überblicken.

Im Foyer des Gebäudes befindet sich die interaktive Wandinstallation hinter einer kulissenartig aufgebrochenen Wand: Das System ist eine Kombination aus Zahnradgetriebe und Kugelbahnspiel, die man mithilfe einer Drehkurbel in Bewegung setzen kann. Wer daran dreht, startet einen Kreislauf aus über 30 großen und kleinen Zahnrädern, Treppenläufen, Kettenzügen und Hebeln, deren Mitte das größte, ein so genanntes Planetengetriebe mit Sonnenrad bildet.

Die aufwändige Mechanik treibt ein Kugelspiel mit vielen farbigen Snooker-Kugeln an, die – einmal angestoßen – der scheinbaren Endlosschleife der Bahn folgen. Das unregelmäßige Klackern der rollenden Kugeln verdichtet sich dabei zum beruhigenden Sound einer ewigen Dynamik. CLICKCLOCK – Bahn frei nennt die Künstlerin ihre Arbeit. Dieser Titel klingt einerseits lautmalerisch, andererseits erinnert er nicht zuletzt an ein Uhrwerk und den Lauf der Zeit.

Darüber hinaus ist der kinetische Apparat auch eine Augentäuschung: Zahnradgetriebe und Kugelbahn sind nicht, wie es auf den ersten Blick scheint, aus Metall, sondern aus bemaltem Holz gefertigt, und die vermeintlichen Ziegel ebenfalls aus Holz, Gips und Farbe. Durch die bühnenartige Inszenierung wird das mechanische Wunderwerk zum theatralischen Schaustück, das man als Betrachter*in selbst in Gang setzt. Und der Impuls der Kugel wirkt zugleich als Denkanstoß: Als eine Anregung zum Schauen und Staunen für Kinder – und Erwachsene, deren kindliche Neugier noch nicht versiegt ist.

Roberta De Righi

Ein neues Kunst am Bau Projekt der Münchner Künstlerin Leonie Felle in einem Haus für Kinder mit Zahnrädern.