Blau, Türkis, Gelb, Orange, Pink und Pink, Gelb, Gelb
Eva Weinmayr
2007
auf Anfrage zugänglich
Kinderkrippe und Jugendfreizeitstätte Neuherbergstraße 90-92, 80937 München
Architektur: Architekten: EBE + EBE Architekten
Fotos: Eva Weinmayr
Text: Heinz Schütz
Farbwände werden gewöhnlich so gestrichen, dass die Spuren des Farbauftrages unsichtbar sind und der Eindruck entsteht, Farbe und Wand seien immer schon eine Einheit gewesen. Ganz im Gegensatz zu dieser Konvention macht die Künstlerin Eva Weinmayr zusammen mit Thomas Körner und Titus Kroder den Akt des Farbauftrages in ihren Farb-Wand-Arbeiten zum Thema.
Im Treppenhaus des Jugendzentrums legen sie den silbergrauen Grund für ihre Farbkaskaden so an, dass die Pinselspuren sichtbar bleiben. Und: Mit kühner Geste, wie man sie allenfalls aus aktionistischer Malerei kennt, schütten sie Farbe mit Eimern gegen die Wände. Die Farbexplosion produziert ein äußert differenziertes Erscheinungsbild der Farbe. Im Zentrum der Explosion entsteht eine dichte Fläche. Dort, wo die Farbe die Wand hinunter rinnt, tritt sie in Verästelungen und filigranen Linien auf. Die Spritzer zeigen sich als Flecken und Punkte.
Weinmayr bezieht in ihren Arbeiten den Zufall, Zerstörung und Vandalismus mit ein. So sammelt sie etwa in Londons Straßen zerbeulte Verkehrsschilder auf und veredelt sie mit hochglänzendem Autolack. Im Glanz des Lackes gewinnen die Beulen und Schrammen eine über die vom Zufall bestimmte Zerstörung hinausgehende Schönheit. Durchaus vergleichbar mündet in den Farb-Wand-Arbeiten ein „vandalistischer“, wilder, unkontrollierter Akt in einen ornamentierten Erlebnisraum.
Der Zufall wird zu einem produktiven Faktor. Die Gesamtkomposition ist wohl durchdacht, ebenso die Auswahl der Farben. Wer die Treppe der Kinderkrippe hochsteigt, geht durch zwei Farbkaskaden wie durch eine Farbdusche hindurch. Auf der einen Seite dominieren warme Rot und auf der andern Seite kühle Blautöne.