Billboard: Tannhoferbin
Andy Hope
2002
öffentlich zugänglich
Rathaus Pasing, Landsberger Straße 486, 81241 München
Lärchenbretter, Digitaldruck
Text: Heinz Schütz
Das Pasinger Rathaus wurde Mitte der dreißiger Jahre im „Heimatstil“ erbaut. Der neue Erweiterungsbau, eine moderne Stahl-Glasarchitektur, setzt gegen die Hermetik des Altbaus Transparenz. An der Schnittstelle der beiden Architekturen realisierte Andy Hope seine Bildwand, eine Arbeit, die im Umgang mit heterogenen Traditionen und als „Cutout“ (Hope) mit Schnitten und Schnittstellen operiert.
„Cutout“ bedeutet: Andy Hope schneidet aus Computerprints, Zeitungs- und Buchseiten geometrische Formen. Bei der Übertragung des Ausgangsmaterials auf Wandgröße übersetzt er das Papier kongenial in dünnes Aluminiumblech. Im Bezug auf die bereits von den russischen Suprematisten gefeierte Leere, werden die „negativ“ entstehenden Leerstellen als Quadrate und Rechtecke zum Bestandteil des Bildes.
Die verbleibenden und neu gewonnenen „Positiv“-Ausschnitte verwandeln sich in abstrakte Flächen und Farbornamente und fungieren nun als Kompositionselemente und Leerflächenrahmen. Trotzdem bleiben sie als Text und Bild erkennbar, die ausgeschnittenen Motive spielen beim Aufbau der Bedeutungsdimension des Bildes eine entscheidende Rolle. Das hervorstechendste Motiv der Bildwand ist ein Ziegenbock, ein Ausschnitt aus einem Gemälde von Julius Paul Junghanns.
Der Traditionalismus des Heileweltmalers, dessen Bilder nationalsozialistischer Vereinnahmung entgegenkamen, steht in Hopes Wandbild neben Bezügen zur Moderne. Sie reichen von der dadaistischen Collage über den Suprematismus bis hin zur Pop Art. Im Zeichen von Ziegenbock und Pop entwickelt Hope eine subjektive Kosmologie, in der die Wurstwaren der Werbeprospekte wieder zu Eingeweiden werden, der Wetterbericht zum Farbmuster und zum glühenden Sonnenball wird und ein Kreuzgrafitti zum Eisernen Kreuz-Vogel.