Baumschule

Observatorium

2015

öffentlich zugänglich

Berufliches Schulzentrum an der Nordhaide, Schleißheimerstraße 510, 80933 München

Hellgraue Fertigbetonteile mit gesäuerter
Oberfläche, Lederhülsenbaum (Gleditsia
Triacanthos ‘Skyline’)

10,5 m x 8 m x 3 m

Architektur: Schulz und Schulz Architekten GmbH, Leipzig

Fotos: Florian Holzherr

Text: Florian Matzner

Baumschule
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Baumschule

Eine merkwürdige Szenerie: Ein kleines Modul der Architektur der Berufsschule ist auf deren Vorplatz gleichsam auf den Kopf gestellt. Beim näheren Betrachten erkennt man die Grundrissform eines Klassenzimmers, der Tür gegenüber liegt die Fensterwand. An der Schmalseite des Raumes, die auf dem Erdboden liegt, ist anstelle der schwarzen Tafel im Klassenzimmer ein rechteckiges Beet angelegt, in dessen Mitte ein Lederhülsenbaum wächst. Gleich einem mehr als zehn Meter hohen Eingangstor wird man mit einem beispielhaften Klassenraum der Schule begrüßt. Innen und Außen, Schule und Vorplatz verbinden sich miteinander.

Gleichzeitig ist das Abbild des Klassenzimmers „ein symbolisches Wahrzeichen für Unterricht, Begegnung und Bildung“, wie die niederländische Künstlergruppe in ihrem Konzept schreiben. Observatorium ist 1997 in Rotterdam gegründet worden und besteht aus vier Künstlern, die vor allem mit Architekturskulpturen, Installationen und Aktionen im und mit dem Öffentlichen Raum arbeiten. Dabei überschreiten sie gern die Grenze zwischen Architektur und Stadtplanung, zwischen Alltagskultur und Kunst – bereits der Name der Künstlergruppe ist Programm!

Auch der Titel des Kunstwerks verweist als Metapher auf das Wachsen bzw. Erwachsenwerden. Gleich dem Lederhülsenbaum, der im Laufe der Jahre immer größer werden wird und irgendwann das Klassenzimmer komplett ausfüllt, ja zu verlassen sucht, symbolisiert die auf den Vorplatz übertragene Grundform eines Klassenzimmers die Notwendigkeit von Bildung, gleichzeitig aber den Freiheitsdrang jeden Schülers und jeder Schülerin, der Schule entfliehen zu können – unversehens fühlt man sich schmunzelnd an das „Fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner erinnert, einer hintergründigen Parabel auf die menschlichen Grundwerte der Freundschaft und der Zivilcourage.

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