2003

auf Anfrage zugänglich

Verwaltungsgebäude, Herzog-Wilhelm-Straße 15, 80331 München

Gestaltung nähe Treppenhaus mit Textilobjekten aus Uniformstoff (Baumstruktur)

Text: Leonhard Emmerling

Baum

In einem städtischen Verwaltungsgebäude, Sitz des Referates für Arbeit und Wirtschaft sowie des Revisionsamtes, installierte Peter Rösel in den zentralen Flurbereichen – vom Treppenhaus gut sichtbar – Formen, die Teile eines Baumes darstellen. Dessen Wurzeln, Stamm und Zweige scheinen zum Teil in den Mauern verborgen zu sein, zum Teil sind sie sichtbar. Sie ranken über die Wände, verschwinden in den Decken und sprießen aus dem Boden, vom jeweils darunter liegenden Stockwerk empor. Gemäß der Architektur wurden in den unteren Etagen Wurzelwerk und Stamm, in den höheren Geschossen Äste und Blätter in immer feineren Verzweigungen angebracht.

Die aus Uniformstoff hergestellten Elemente lassen sich als pflanzliches Ornament lesen, das zwischen zweidimensionaler Applikation und Relief changiert. Der Baum öffnet imaginär den realen architektonischen Raum und lässt sich zugleich als Symbol eines komplexen Organismus, einer differenzierten sozialen Einheit verstehen, als welche man die in diesem Gebäude beheimateten Ämter auffassen kann.

Durchgängiges Thema von Peter Rösels Arbeit ist das Verhältnis von Natur und Zivilisation. Sein Anliegen ist es, beide Sphären nicht als einander entgegengesetzt zu bestimmen, sondern sie ineinander zu blenden, um zu verdeutlichen, dass der Blick auf Natur ebenso ein zivilisatorisches Produkt ist wie die Uniform. Diese repräsentiert einerseits eine besonders stark geregelte Sphäre des Sozialen, andererseits hat sie, verwandelt in die Form einer Pflanze, am Bereich des Sinnlich-Erotischen und Schönen teil. Das Soziale und das Naturschöne werden auf diese Weise unauflösbar ineinander verschränkt.

Baum