Aus dem Viereck wachsen
Michael Hauffen
2005
auf Anfrage zugänglich
Kindertagesstätte Graslilienanger 4, 80937 München
Wandbemalung im Innenbereich
Architektur: Drescher + Kubina
Fotos: Florian Holzherr
Text: Klaus Loenhart
Mindestens zweimal täglich lärmt und tobt es in der großen Eingangshalle der neuen Kindertagesstätte am Graslilienanger. Dort wo die Kleinen ihre Mäntel ablegen und von den ErzieherInnen begrüßt oder verabschiedet werden, breitet sich nun ein großflächiges Karomuster aus, über alle Wandflächen hinweg.
Es sind die flüchtigen Momente des Übergangs und der alltäglichen Rituale, denen von Michael Hauffen eine räumliche Aufmerksamkeit zugedacht wurde.
Mit dieser künstlerischen Entscheidung, der Wahl des Hallenraums als dem zentralen Ort seiner künstlerischen Intervention, rücken die sich täglich wiederholenden Abläufe in unser Blickfeld. Wiederholung ist dann auch das Motiv der Malerei: die sich farbigen Quadrate verbinden sich in der Addition zu einem augenscheinlich gewobenen Stoffmuster. Und wie bei einer karierten Tischdecke im Überformat, scheinen horizontale und vertikale Webbahnen bei ihrer Überlagerung einen dritten Farbton zu erzeugen.
Doch einzig die subtil gewählten Farbabstufungen erzeugen diesen malerischen Effekt. Ganz ohne sichtbaren künstlerischen Duktus oder Pinselstrich changiert die Arbeit so beim Betrachten zwischen dem Eigenwert der Farben und ihrer assoziativen Öffnung.
Verstärkt wird der textile Eindruck durch einen weiteren Kunstgriff:
Über eine minimale Drehung des Karomusters befreit es sich von Orthogonalität und proportionaler Bindung des architektonischen Raums. Losgelöst von architektonischen Begrenzungen gleitet das flächige Muster entlang der Wand über Raumecken und Nischen, ohne Widerstand und Zwang über Türen, Fenster oder Galeriedecken hinweg, befreit von der funktionalen Ordnung des Gebäudes.
Folgt man der Struktur der horizontalen und vertikalen Webbahnen, so scheint nicht mehr sicher, ob diese an den Grenzen der Wandflächen enden, oder vielmehr nur Ihre Sichtbarkeit begrenzt wird. Von diesem Moment an können die Gedanken schweifen – und die Webbahnen verknüpfen dann mögliche Handlungen und Ereignisse die täglich an diesem Ort in Beziehung treten.