Alle für alle
Gelitin
2023
auf Anfrage zugänglich
Grundschule an der Waldmeisterstraße, Waldmeisterstraße 38, 80935 München
300 handmodellierte Fliesen aus gebranntem Ton mit farbiger Glasur, verschiedene Größen
Architektur: Planung: wulf architekten, Stuttgart, Objektüberwachung: Fischer Projektmanagement, Leipzig
Landschaftsarchitektur: Lynen & Dittmar Landschaftsarchitekten- Stadtplaner, Freising
Fotos: Christoph Mukherjee
Text: Bernhart Schwenk
Gesichter, dicht nebeneinander aufgereiht, blicken uns von der Wand des Treppenhauses an, die meisten von ihnen frontal. Viele sind es, die hier versammelt sind, in dichteren und lockereren Gruppen. In schwungvollen Bögen angeordnet, nehmen sie die Drehung der Treppe auf, begleiten Schüler und Schülerinnen, aber auch Lehrkräfte und Gäste der Schule wie ein vielstimmiger Chor auf ihrem Weg nach oben oder nach unten, je nach dem.
Die Gesichter sind individuell gestaltet, unzählige Details sind zu entdecken: winzige Augen, Kulleraugen, schmale Nasen, breite Nasen, offene Münder, schmale Lippen, Locken, glatte Strähnen, Seitenscheitel. Von manchen ist nur der Hinterkopf zu sehen. Alle Typen von Menschen lassen sich finden, doch anders als im Märchen, in dem es gute und böse Charaktere gibt, spiegelt sich hier eine vielfältige Gesellschaft, mit all ihren Eigenheiten und Widersprüchen. Ob Gesichter sympathisch wirken oder nicht, liegt im Auge der Betrachtenden.
Die Köpfe sind Fliesen aus Keramik, die unterschiedliche Menschen von Hand geformt haben, bevor sie einzeln glasiert, gebrannt und zu einem mosaikartigen Relief zusammengesetzt wurden. Das kollektive Entstehen entspricht der Arbeitsweise von Gelitin, die ihre Werke gemeinsam konzipieren und realisieren. Bei dieser Arbeit gab es auch Gäste. Freund:innen, Kinder, durchreisende Künstler:innen kneteten den Ton und glasierten die Gesichter. Im Arbeitsprozess und im abgeschlossenen Werk sind auf diese Weise alle miteinander verbunden. Jeder und jede ist Teil eines Ganzen, niemand steht alleine da. Vor allem aber: Alle stehen für alle ein. Denn nur das kann verhindern, dass es Außenseiter gibt.