Die Erforschung der Sternenwelt & Sternenhimmelmosaik
Claudia Plank & Hans Werner Poschauko
2023
auf Anfrage zugänglich
Neubau Grundschule Aidenbachstraße mit Sporthalle und Haus für Kinder, Aidenbachstraße 23, 81379 München
2 Glasmosaike im Innen- und Außenbereich, insgesamt 110 m² (innen: 30 m², außen 80 m²). Gefertigt von der Firma Trend in Vicenza und produziert in Italien. 275.000 Mosaiksteine insgesamt, Steingröße 2 x 2 cm. Die Sterne sind mit Steinen aus Weißgold gehöht.
Architektur: djb Architekten, München
Landschaftsarchitektur: Lex Kerfers Landschaftsarchitekten, Bockhorn
Fotos: Henning Koepke
Text: Matthias Mühling
In der Schulaula des Neubaus an der Aidenbachstraße erstrahlt in Form eines großformatigen Wandmosaiks ein leuchtend blauer Nachthimmel. Die künstlerische Arbeit „Die Erforschung der Sternenwelt“ (2023) von Claudia Plank und Hans Werner Poschauko setzt sich aus unzähligen 2 x 2 cm großen Mosaiksteinen zusammen. Aus der Nähe betrachtet erscheinen sie wie farbige Bildpixel eines digitalen Bildes, dessen Bildinhalt sich erst aus der Distanz erschließt. Die Wandarbeit ist aus jedem Winkel der zweigeschossigen Aula zu sehen und stellt damit einen räumlichen Bezugspunkt her. Einzelne Sternenkonstellationen sind linienförmig hervorgehoben. Der im unteren rechten Bildfeld sitzende überdimensional große Specht scheint in die Tiefe des endlosen Sternenhimmels zu blicken. Sein schwarz-weiß gemustertes Gefieder und seine leuchtend rote Kopfplatte heben sich deutlich von dem leuchtend blauen Hintergrund ab. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten Mittelspecht, bei dem beide Geschlechter nahezu identisch aussehen und der vorrangig in Mittelwäldern und naturnahen Wäldern vorkommt.
Für ihren Entwurf haben die beiden Künstler:innen auf Lehrbücher des 19. Jahrhunderts zurückgegriffen: So lässt sich der Sternenhimmel auf Darstellungen aus „Bilderatlas der Sternenwelt“ des österreichischen Astronomen Edmund Weiß von 1888 zurückführen, während für den Specht Illustrationen aus „Schuberts Naturgeschichte des Tierreichs für Schule und Haus“ von 1886 als Vorlage dienten. Mit ihrer Motivwahl stellt das Künstlerduo die Dimensionen des unbegreiflichen Makrokosmos des Universums dem Mikrokosmos im Sinne der greifbaren Welt des Menschen und seiner Umwelt einander gegenüber. Damit öffnen sie einen übergeordneten und freien Assoziationsraum für die Fragen, Themen und Erfahrungswelten, denen die Schüler:innen im täglichen Unterricht begegnen. Gleichzeitig spielt das Wandmosaik auf Fragen, die die Komplexität und Verletzlichkeit unseres menschlichen Daseins und der uns umgebenden Natur sowie die Verantwortung für unseren Planeten an. Auch die lange Wand im Außenbereich der Schule ist als Wandmosaik mit demselben Motiv des Sternenhimmels gestaltet.
Seit über 30 Jahren arbeitet das österreichische Künstlerduo Claudia Plank (*1969) und Hans Werner Poschauko (*1963) zusammen. Meist richten sich ihre Werke gegen die durch die Folgen unserer Konsumgesellschaft ausgelöste Zerstörung von Natur und Kultur. Ihre Themen kreisen dabei häufig um das Geheimnisvolle unserer Welt, sie bezeichnen sich selbst auch als „Vertreter einer zeitgenössischen Romantik“. Plank und Poschauko studierten an der Universität für angewandte Kunst bei Maria Lassnig und Ernst Caramelle und anschließend in einem Postgraduate Programm an der Jan van Eyck Academie Maastricht bei Guillaume Bijl, Mona Hatoum, Jimmie Durham und Jean Fisher. Claudia Plank und Hans Werner Poschauko leben in Wien. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine konzeptuell-poetische Herangehensweise aus, die Ausdruck in so unterschiedliche Medien wie Installation, Performance, Video, Malerei und Skulptur findet. Für den öffentlichen Raum realisierten die beiden bereits zahlreiche Arbeiten.
Kontext
Die Arbeit des Künstlerpaars Claudia Plank & Hans Werner Poschauko aus Wien wurde im Rahmen eines Kunst-am-Bau-Wettbewerbes zur Realisierung ausgewählt. Die zwei großflächigen Wandmosaike in farbintensiven Blautönen sind sowohl in den Pausenflächen außen als auch im zweigeschossigen Mensabereich innen situiert. Die Neubaumaßnahme umfasst ein Gebäudeensemble aus drei Baukörpern und verfügt über ein vielfältiges Angebot an Freiflächen. Der Gebäudekomplex beinhaltet eine fünfzügige Grundschule mit integrierter Tagesheimnutzung, eine Zweifachsporthalle mit Spielfeld auf dem Dach, ein sechsgruppiges Haus für Kinder, weitere Bereiche werden durch die Münchner Volkshochschule, das Kulturreferat sowie die städtische Sing- und Musikschule genutzt. Die Fertigstellung des Objektes erfolgte im Juni 2023, der Schulbetrieb wurde zum Schuljahresbeginn 2023/24 aufgenommen. Das Projekt ist Bestandteil der Schulbauoffensive 2013-2030.