Kiefernhaus

Lena Bröcker

2020

auf Anfrage zugänglich

Haus für Kinder Am Kiefernwald 8, 80939 München

Wandintarsien: Kiefernholz + Mineralwerkstoff

Kiefernzapfen, Blüte weiblich, Blüte männlich, Samen, Fibonacci – Fünf Wandintarsien in Kiefernholzfurnier und Mineralwerkstoff; Maße: 450 x 450 cm, 135 x 75 cm, 90 x 90 cm, 130 x 67 cm und 150 x 92 cm

Architektur: Zwischenräume Architekten + Stadtplaner,München

Landschaftsarchitektur: Latz + Partner LandschaftsarchitekturStadtplanung Architektur, Kranzberg

Fotos: Lothar Reichel, Lido Meneses

Text: Matthias Supé

Kiefernhaus
Kiefernhaus
Kiefernhaus

Wer einen Kiefernzapfen mit seinen engmaschig sich windenden Schuppen und Samen betrachtet, der ahnt wohl nicht, dass deren Anordnung exakt auf einer mathematischen Formel beruht. Die Natur ist durchdrungen von solcherlei Gesetzmäßigkeiten und Symmetrien und diese aufzudecken, zu vermessen und dann so präzise wie möglich darzustellen – das hat Lena Bröcker in den Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens gestellt und nun auch in ihrer Arbeit „Kiefernhaus“ umgesetzt. Über zwei Stockwerke zieht sich die schematische Ansicht eines Kiefernzapfens die Wand im Eingangsbereich hinauf. Ein hochdynamisches Ornament, dessen Spiralen sich in eine imaginierte Unendlichkeit schrauben – und deren Anzahl (8 bzw. 21 drehen sich nach links, 5 bzw. 13 nach rechts) genau jener Zahlenreihe
entstammt, die der italienische Mathematiker Leonardo Fibonacci bereits im Mittelalter berechnet hat. Sie liegt dem Aufbau von Pflanzen wie der Sonnenblume oder der Ananas ebenso zugrunde wie etwa der Populationsentwicklung von Bienen oder Kaninchen. Eine schematische Darstellung dieser „Fibonacci-Folge“ und drei weitere abstrahierende Darstellungen weiblicher und männlicher Kiefernblüten sowie eines Kiefernsamens im hinteren und oberen Teil der Kindertagesstätte komplettieren die Arbeit. Sie alle sind nicht auf die Oberflächen gemalt, sondern als Intarsien aus Kiefernholz und farbigem Mineralwerkstoff in die Wandverkleidung eingearbeitet. Das verweist zum einen auf Lena Bröckers künstlerische Herkunft als Bildhauerin und hebt zudem die Wertigkeit der Wandarbeit an sich. Diese greift gekonnt den alten Kiefernbestand im Außenbereich der Tagesstätte auf und inspiriert im besten Falle die Kinder dazu, die Zapfen im Garten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und vielleicht daheim beim Schälen einer Ananas auf Parallelen zu stoßen. Denn darum geht es Lena Bröcker bei ihrem virtuosen Mix aus Forschung und Kunst: dass wir nicht in oberflächlichem Halbwissen und damit schlimmstenfalls in Selbsttäuschung verharren, sondern unsere Wahrnehmung schärfen und sie stets ehrlich hinterfragen. Hierzu kann schon ein scheinbar einfacher Kiefernzapfen den schönsten Anlass bieten.

Kiefernhaus
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