Vorfreude
Sabrina Hohmann
2005
auf Anfrage zugänglich
Grundschule an der Stielerstraße 6, 80336 München
Bodenarbeit Pausenhalle, Mosaik
Architektur: Heil + Aichele und Schmidt- Schicketanz + Partner
Fotos: Antje Hanebeck
Text: Florian Matzner
„Schule kann – im Idealfall – sein: Vorfreude auf sich selbst“ hat der Philosoph Peter Sloterdijk einmal formuliert. Grund genug für die Münchener Künstlerin Sabrina Hohmann, ihrem Beitrag für die Stielerschule diesen Titel zu geben und das idealistische Motto in eine künstlerisch überzeugende Aussage umzusetzen.
Der als Pausenhalle und Kiosk genutzte Eingangsbereich der Grundschule mit Kindergarten und Förderbereich wird durch den kubisch-strengen Neubau gebildet, den die Künstlerin mit „Vorfreude“ zu brechen sucht. Ein aufwendig gearbeitetes, beinahe raumfüllendes Bodenmosaik aus Glas-Smalten zeigt die Darstellung eines leichten, blauen Sommerhimmels mit luftiger Bewölkung. Gleich dem „Fliegenden Teppich“ aus 1001 Nacht können die Kinder ihn betreten und sich auf eine Phantasiereise in himmlische Sphären begeben.
Setzt das Mosaik auf der einen Seite ebenerdig an, so steigt es in der Raummitte an und scheint im nächsten Moment abheben zu wollen. In diesem Bereich ist – gleichsam im Gegenzug – der Boden deutlich abgesenkt worden, so dass der Höhenunterschied zwischen dem Erdniveau und dem „Fliegenden Teppich“ nun noch erheblich größer ist. In diesem Bereich bildet eine in den Boden eingelassene große Stufe ein rahmenähnliches Passepartout um das Mosaik, so dass die Kinder hier bequem sitzen können.
Gehen, Sitzen, Schauen, Reden, Spielen, Nachdenken – mit ihrem Beitrag für den Eingangsbereich und die Pausenhalle Stielerschule hat es Sabrina Hohmann nicht nur geschafft, die kubische Statik der Architektur in Bewegung zu setzen, mit Energie aufzufüllen und in diesem Sinne den Kindern Rechnung zu tragen, die damit gleichsam einen Sockel für verschiedenste Aktivitäten erhalten. Die Kinder werden damit zu Akteuren des Kunstwerks selbst, erst sie sind es, die mit ihrer Anwesenheit und ihren Tätigkeiten das Kunstwerk vollenden – wie dies die Künstlerin selbst in ihrem Konzeptentwurf formuliert hat: „Vorfreude, der zu fliegen beginnende Teppich, bildet eine Plattform für Gedanken und Gefühle der Freiheit und der Phantasie.“