Kuchen
Alexandra Ranner
2005
öffentlich zugänglich
Café im Petuelpark, Barlachstraße Ecke Klopstockstraße, 80804 München
Teil des Kunstprojekts Petuelpark
Glasvitrine mit Kuchenattrappen, 100 x 145 x 100 cm
Fotos: Wilfried Petzi
Text: Florian Matzner
„Erdbeertorte, Schokoladenkuchen, mit oder ohne Sahne – wie mögen Sie’s denn gern!“ …neben dem Eingangsbereich des Restaurants befindet sich in der Glasfassade eine Vitrine, die für den Besucher des Pavillons im Petuelpark einladend die ein oder andere Süßigkeit präsentiert und versucht, ihn zu einer kleinen kulinarischen Verschnaufpause zu verführen.
Doch beim Näherkommen bemerkt der Betrachter verblüfft, dass hier irgendetwas nicht stimmen kann: Zwar erscheinen die Torten und Törtchen wie aus realen Lebensmitteln wie Marzipan, Schokolade usw. hergestellt, doch sind sie eigenartig verzerrt, als hätten sie zu lange in der Sonne gelegen und seien deshalb augenscheinlich „aus der Form geraten“. Der ersten oberflächlichen Verführungskraft dieser Süßigkeiten steht also beim zweiten, genaueren Hinschauen die merkwürdig abstoßende Wirkung der verzerrten Lebensmittel gegenüber.
Das Projekt der Münchener Künstlerin Alexandra Ranner spielt mit der Grenze zwischen Gesehenem und Erlebtem. Ausgangspunkt ihrer, wie beiläufig präsentierten Intervention ist die Fotografie eines Schaufensters, wie wir dies aus Cafés und Konditoreien kennen. Diese Auslage – eben die Torten und Kuchen – hat die Künstlerin daraufhin mitsamt der durch die fotografische Reproduktion bedingten, perspektivischen Verzerrung mit Hilfe eines Profis in der Münchner Konditorei Rischart naturgetreu nachgebildet, als Kunststoff-Attrappe abgegossen und und anschließend koloriert.
Die realen Ausstellungsstücke eines Cafés mit materialbedingtem Verfallsdatum werden so zu zwar skurril verzerrten, aber zeitlosen Kunstobjekten, die vorgeben, ein Ready Made zu sein, in Wirklichkeit aber wie Skulpturen in einem Minimuseum präsentiert werden. Die Künstlerin, die in zahlreichen anderen Werken das Motiv der perspektivischen Veränderung in der scheinbar objektiven, fotografischen Dokumentation eingesetzt und damit die optische Lüge in konkrete, das heißt real überprüfbare Raumkonstellationen übersetzt hat, versucht im Eingangsbereich des Cafés im Petuelpark einmal mehr, den Betrachter auf die ergebnislose Suche nach der Schnittstelle zwischen Realität und Virtualität zu schicken.