Pendelturm
Norbert Radermacher
1998
auf Anfrage zugänglich
Berufliche Schulen an der Bergsonstraße, 81245 München
Turmskulptur, Höhe 18m, Foucaultsches Pendel innen
Architektur: Bauer Kurz Stockburger & Partner, München
Landschaftsarchitektur: Peter Kluska Landschaftsarchitekt, München
Fotos: Ingrid Voth-Amslinger
Text: Claudia Niklas
Wie ein Wahrzeichen steht er da, der blaue Turm von Norbert Radermacher: geometrisch gesehen ein 18 Meter hoher Kegelstumpf mit einem Bodendurchmesser von acht Metern und einem Höhendurchmesser von vier Metern, die vier Fenster hoch oben exakt nach Norden, Süden, Osten und Westen ausgerichtet. Der Fußboden des Turms variiert das Thema der Himmelsrichtungen in einer als Steinintarsie verlegten Windrose. Knapp darüber endet ein im Mittelpunkt der Decke aufgehängtes Pendel, das, einmal angeschoben, ganz ruhig und gleich mäßig immer über den Mittelpunkt der Windrose schwingt. Dabei zeigt sich bereits nach kurzer Zeit, was unter normalen Bedingungen nie sichtbar ist: dass die Erde sich dreht. Mehr noch: dass sie sich von Westen nach Osten dreht, ablesbar an der Windrose im Boden, während das Pendel in seiner einmal gewählten Schwingungsrichtung verharrt.
Norbert Radermacher geht es freilich nicht darum, in kleinerem Maßstab das zu wiederholen, was der Physiker Leon Foucault 1852 im Pantheon von Paris mit einem 67 Meter langen Pendel vorführte. In seiner Arbeit geht es eher darum, Unvorstellbares vorstellbar zu machen. Klarheit, Einfachheit und Konzentration regieren diesen Turm in seinem äußeren Erscheinungsbild. Aber in seinem Inneren wird er genau mit denselben Mitteln – Klarheit, Einfachheit, Konzentration – zu einem Ort der Kraft, an dem die Kraft tatsächlich sichtbar wird.